Immer wieder wird im Human Design über unsere Schatten philosophiert.
Aber ist unser Schatten die schlechteste Seite von uns?
Müssen wir diese dunkelgrauen Schleier ablegen?
Ich glaube das nicht.
Schatten-Reich
Der Kernfehler liegt in der Interpretation des Wortes „Schatten“ selbst.
Schatten sind Tresorschlüssel. In diesem Tresor liegen unsere Ziele. Die Schatten sind also all das, was uns davon abhält, sie zu erreichen. Dort liegen unsere Zweifel aber auch das, was wir ganz klar sehen, jedoch uns nicht zu äußern wagen.
Sie sind nicht das, was jeder glaubt.
Fast jeder glaubt, es seien schlechte Verhaltensweisen oder das Nicht-Selbst des Human Designs. Sie sind nicht das Nicht-Selbst des Human Designs. Auch sind sie nicht unsere Fehltritte, Fehlentscheidungen oder unser zeitweiligen Fehlverhalten. Und schon gar nicht sind es unsere echten Emotionen, ganz egal ob es sich um Wut, Zorn, Frust, Neid, Angst, oder andere Verhaltensweisen und Gefühle.
Weil kaum jemand von uns die absolute Selbsterkenntnis erlangt hat, haben wir einfach keinen adäquaten Umgang mit all diesen Dingen erlernt.
Teilweise sind uns unsere Gefühle abgesprochen worden oder unsere hehren Ziele wurden als Spinnerei oder Träumerei abgetan. Vielleicht wurden auch Gefühle wie Neid, unbedingtes Habenwollen oder ein taktischer Zug von uns entlarvt worden und wir wurden dafür abgestraft. Das gehört sich nicht, Du bist unmöglich, was bist Du für ein Mensch, schäm Dich, sind wohl noch die harmlosesten Beschimpfungen denen wir ausgesetzt waren.
Alle Gefühle – auch die unangenehmen – sind archetypisch in uns angelegt, das war schon immer so und wird immer so sein.
Aber all das beschreibt nicht unsere Schatten, sondern lediglich eine Nichtakzeptanz im Kollektiv. Und weil wir das wissen, kann es kein Schatten sein. Es ist lediglich ein nicht ausgereifter Umgang mit Emotionen und eine geringe Selbsterkenntnis.
Was aber sind dann Schatten?
Das sind all die Anteile in uns, die wir uns verwehren, wider besseren Wissens, denn unsere Seele und unser Herz wissen genau, was wir wollen. Vor allen Dingen aber sind sie unbewusst, so dass Du sie nicht in aller Bewusstheit unterdrücken kannst.
Alles, was nicht mit unseren inneren Weisheit übereinstimmt, sind unsere Schatten. Wir fühlen, was wir tun oder lassen sollten, richten uns aber nicht danach. Wir sind einfach nicht „wir selbst“.
Weil wir nicht das tun, was zu uns passt. Weil wir nicht lassen, was gegen unsere Natur spricht.
Es sind unbewusste Persönlichkeitsanteile, zu denen wir keinen Zugang haben, die wir nicht kontrollieren können.
Sie rauben unsere Energie weil sie wirklich in uns sind, aber wir sie abgespalten haben.
Es sind die Anteile in uns, die wir uns selbst nicht eingestehen, die wir vor uns und vor allem vor anderen verbergen wollen. Angst vor Ablehnung und Verurteilung stecken dahinter.
Sie äußern sich gern durch unkontrollierte „Ausbrüche“, für die wir uns hinterher tausend Mal entschuldigen und auch Ausreden oder Begründungen dafür finden – aber die Wahrheit wird nicht ausgesprochen, auch nicht in der Entschuldigung.
Wir vergessen oder wissen nicht, dass in diesen Schattenanteilen enormes Potential für uns liegt, welches wir einfach brach liegen lassen, obwohl wir darunter leiden. Denn sie hindern uns daran, das Leben zu leben, welches wir so doll ersehnen.
Schatten-Stufen
Es gibt Abstufungen in den Schatten.
Sanftere Schatten sind Dinge, die wir an anderen bewundern, weil wir glauben, wir selbst könnten so nicht sein. Oder unterdrückte Lebensfreude, weil man sie sich nicht zugestanden hat, wenn wir zu früh mit Umständen konfrontiert wurden, die uns gelehrt haben, dass das Leben hart ist, ungerecht und grausam. Dann spüren wir irgendwann dieses Lebensfreudegefühl nicht mehr, oder wir reden nicht mehr, weil es niemanden je interessierte, was wir zu sagen haben. Auch alles, was wir uns nicht erlaubt haben, liegt in diesen Schatten. Oder Deine Gefühle wurden Dir als Überempfindlichkeit ausgelegt oder einfach nicht ernst genommen, dann verlernst Du diese Gefühle zu fühlen. Vielleicht musstest Du auch Freude oft herunterdimmen, weil Du sonst als zu „drüber“, als euphorisch oder unkontrolliert erschienst. Dann wirst Du Dich irgendwann mit der Freude zurückhalten und andere halten Dich für „kalt“.
Genau dasselbe kann dann auch mit der unterdrückten Lebensfreude, Fröhlichkeit, Energie etc. passieren und diese können dann dementsprechend zum Schattenanteil werden.
Grobere Schatten sind Verurteilungen unsererseits für andere, was wir an anderen unmöglich finden, was wir ablehnen- aber fragen wir uns auch, warum wir das tun? Ist es ein Narrativ, ist es, weil wir etwas anderes gewohnt sind, ist es unser Weltbild in welches andere, de sich so verhalten nicht hineinpassen?
Und es gibt hartnäckige, sehr, sehr dunkle Schatten, wie Traumen durch Missbrauch, Überfall, Betrug, Vertrauensverlust der übelsten Art.
Schatten schützen
Schattenanteile sind der Schutzmechanismus unseres Nervensystems.
Allerdings tut uns dieser dauerhafte Schutz gar nicht gut, er macht krank.
Dein Nervensystem steht dauerhaft unter Spannung. Du spürst es meist im Nacken oder Kiefer zuerst – mit anderen Worten, ein permanent angespanntes Nervensystem äußert sich irgendwann als Krankheit. Das ist dann das Ventil.
Nicht umsonst sagt man umgangssprachlich: Nerven wie Drahtseile, oder eben „ihm sind die Nerven gerissen“.
Bitte bedenke: ein Gefühl, das ist, was Du im Inneren verspürst. Erst Deine Art, es nach außen hin auszudrücken, macht es zu einer Emotion. Also Gefühl in Bewegung. Solange es in Dir ist, ist es ungefährlich (Neid, Hass, Zorn) oder sogar schön (verliebt sein, sich etwas wünschen und darauf hinarbeiten, romantische Gefühle für eine verbotene Liebe).
Eine ganze Industrie lebt von dem Phänomen Emotion: Hollywood, Werbung, Fitness, Lebensmittel, Mode, Kosmetik…
Emotionen manifestieren sich in Verhaltensweisen, körperlichen Reaktionen und sogar in spezifischen Gesichtsausdrücken, Körperhaltungen und sprachlichem Ausdruck. Jede Projektion unsererseits auf andere ist ein nach außen getragener Ausdruck (etwas drückt nach außen).
Der Blick in Deine Schatten transformiert
In unseren Schatten wohnen nicht verarbeitete Gefühle und Konflikte, und genau diese führen zu emotionalen Blockaden.
Transformation geschieht durch das Hinschauen, anerkennen und annehmen unserer Schatten. Sie sind ein Teil von uns, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht.
Aber bevor wir uns davon beherrschen, lenken und kontrollieren lassen, halte ich es für effizienter, sie anzusehen und in uns zu integrieren („Embodiment“ im Human Design).
Du musst diese Schatten nicht lieben. Nur akzeptieren, dass sie immer schon in uns Menschen verankert waren, welche auch immer es waren.
Wenn Du Dich tiefer damit beschäftigen möchtest, empfehle ich Dir Carl Gustav Jungs Archetypenlehre.
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