Die Schaltkreise im Human Design in einer Frage zusammengefasst: Bist Du eher ein Individualist, ein Stammesmitglied oder siehst Du Dich als Teil der gesamten Menschheit?
Im Human Design gibt es so viele einzelne Punkte, die es zu beachten gilt, um zu erkennen und zu erforschen, wie Du gedacht bist: Typ, Autorität, Profil, Zentren, Kanäle, Tore und noch ein paar mehr. Manche Punkte beschreiben eher generelle Eigenschaften, andere gehen ganz tief ins Detail. Doch am Anfang überfordert uns diese Menge an Daten einfach.
Die Schaltkreise sind auf den ersten Blick scheinbar nur ein weiteres Teil in diesem großen Puzzlespiel. Doch schon allein mit der Hilfe der Schaltkreise – dieser übergeordneten Gruppen von Kanälen – lassen sich schnell und einfach Aussagen über unsere grundlegende Funktionsweise und über unsere Persönlichkeit treffen.
Was bedeuten die Schaltkreise im Human Design?
Unser Verhalten, unsere Wahrnehmung und unsere Kommunikation werden maßgeblich von den Schaltkreisen definiert. Auch die Frage, wen uns was suchen wir, um Erfüllung zu erreichen, wird hier zumindest an der Oberfläche bereits grundlegend geklärt.
Die einfachste Frage, welche die Schaltkreise hierbei beantworten: Bist Du eher
- ein Einzelgänger,
- Teil einer kleinen Gruppe (Deines „Stammes“) oder
- ein durch und durch kollektives Wesen, das sich als Teil der gesamten, großen Menschheitsfamilie betrachtet?
Mit jeder dieser Zuordnungen gehen weitere Eigenschaften einher, gleichzeitig können wir auch noch einen tieferen Einblick in die Schaltkreise wagen, denn jeder dieser drei großen Schaltkreise lässt sich in zwei kleinere unterteilen. Zusammen mit den sogenannten Integrationskanälen ergeben sich 7 Gruppen, denen wir zugehören können.
Die meisten Menschen sind Mischtypen, und nur selten hat ein Mensch für sich alleine bereits einen kompletten Schaltkreis. Erst mit anderen Menschen zusammen können wir für gewöhnlich die Schaltkreise komplettieren. Dies ist aber überhaupt kein Muss – das ist nicht das Ziel des Human Design!
Das Besondere an den Schaltkreisen im Human Design: hast Du auch nur ein Tor eines Schaltkreises, dann ist praktisch der gesamte Schaltkreis in Dir aktiviert. Jedes Tor, das dazugehört, ist (vereinfacht gesagt) dadurch „ein wenig aktiviert“, selbst wenn es nicht selbst nochmal definiert ist. Natürlich ist die mehrfache Definition eines Schaltkreises „gewichtiger“ als nur ein einzelnes aktiviertes Tor.
Stell Dir vor, Du wärst ein hauptsächlich kollektiv orientierter Mensch, hättest aber ein einziges Tor des individuellen Schaltkreises definiert. Du selbst könntest Dich fühlen, als wäre da dieser „kleine Rebell“ in Dir, der immer alles anders machen will als Du es als kollektiver Mensch geplant hast. Diesem kleinen Rebell ständen prinzipiell alle Fähigkeiten zur Verfügung, die Du gleich im individuellen Schaltkreis nachlesen kannst, wenn auch nicht so stark wie bei einer direkten Definition.
Was sind die Schaltkreise im Human Design?
Bilder sagen oft mehr als Worte – so werfen wir doch einfach mal einen Blick auf die 3 großen Schaltkreise:
der individuelle Schaltkreis
der Stammes-Schaltkreis
der kollektive Schaltkreis
Der individuelle Schaltkreis
Dies ist der Schaltkreis der Individualisten, Einzelgänger und Außenseiter. Das ganz große Keyword für diesen Schaltkreis heißt: Ermächtigung.
Die Individualisten sind auf der Welt, um zu ermächtigen – und zwar sowohl sich selbst, wie auch andere.
Wie tun sie das?
Durch Veränderung, Anderssein, unbeirrt den eigenen Weg gehen. Daher sind sie auch ein wenig „taub“ für Einflüsse von außen. Sie sind nicht hier, um sich anzupassen. Sie sind hier, um neue Wege zu gehen und damit ein Vorbild für andere zu sein. Auf dem einen Ohr also taub, ist jedoch ihr schärfster Sinn das Gehör. Sie können gut hören, was nicht ausgesprochen wurde und reagieren schnell gereizt auf ausgesprochene oder unausgesprochene Aufforderungen, sich an den Konventionen und Regeln der Gesellschaft zu orientieren.
Gleichwohl brauchen sie durch ihren akkustisch orientierten Sinn auch jemanden, der ihnen zuhört. Jemanden, der das innere Wissen vernimmt, welches sie manchmal geradezu schlagartig „überfällt“ und mit seinen Einsichten Individuen ermächtigen will. Diese Impulse kommen unplanbar und unvorhersehbar. Der Individualist beobachtet eine Situation und plötzlich überkommt es ihn: „Hör mal, das kann man auch ganz anders machen!“
Menschen des individuellen Schaltkreises ziehen sich gerne zurück und sind gerne alleine. Die Regeln und Konventionen der anderen engen sie ein und zwingen sie, ihre Individualität zu unterdrücken. Gleichsam fühlen sich Menschen der anderen Schaltkreise potenziell auch unwohl in der Gesellschaft der Außenseiter, denn sie lieben den „geregelten Gang“, das Berechenbare, die Gleichschaltung – denen sich der Individualist nur selten beugen mag.
Der individuelle Schaltkreis besteht aus zwei kleineren Schaltkreisen: dem Schaltkreis des Zentrierens und dem Schaltkreis des Wissens.
Der Schaltkreis des Zentrierens
Er beschert uns die Achtsamkeit (Tor 20), ganz im Hier und Jetzt zu sein, um den Impuls des individuellen Schaltkreises wahrzunehmen, wenn er in uns entsteht. Er bringt uns die Authentizität (Tor 10), die wir brauchen, um unsere Andersartigkeit zu erkennen und anzunehmen. Er ermöglicht uns die Hingabe (Tor 25) und schenkt uns die Willenskraft (Tor 51), die Veränderung in die Welt zu bringen. Hier entsteht die Selbstliebe und die Ermächtigung, den eigenen Überzeugungen auch gegen Widerstand zu folgen. So entsteht Fortschritt aus dem Individuum heraus. Wenn es als Rollenvorbild wahr- und angenommen wird, verbreiten sich auf diese Weise neues Wissen und Verhalten.
Der Schaltkreis des Wissens
Hier entsteht das Wissen, Dinge auch anders angehen zu können – spontan und ungefragt. Im Human Design spricht man von Mutation, wenn ein neues Wissen, ein neues Verhalten sich Bahn bricht, um andere Individuen zu ermächtigen, neue Wege zu gehen. Die Tore des Wissens-Schaltkreises finden ihren Ausdruck (natürlich) im Kehl-Zentrum und sagen: ich bin jetzt (Tor 20), ich weiß (Tor 23), ich kann (Tor 8) und ich handle (Tor 12) – „und Du kannst das alles auch“.
Der Stammes-Schaltkreis
Im Stammes-Schaltkreis dreht sich alles um Unterstützung, das ist das große Keyword.
Hier finden wir Aussagen wie: Ich bin für Dich da und Du für mich. Eine Hand wäscht die andere. Wir gegen den Rest der Welt.
Generell gesagt stehen hier Freunde und Familie im Vordergrund. Ein Stamm kann ganz klein sein oder auch bis etwa 100 Menschen zählen.
Es geht hier um das Überleben in der Sippe, den eigenen Platz in einer überschaubaren Gemeinschaft zu finden, es geht um das Erspüren von Bedürfnissen, Nachwuchs, Fortpflanzung, Krieg und Frieden mit anderen Stämmen.
Diese Menschen haben einen ausgeprägten Geruchssinn und einen besonderen Sinn für das Haptische, also Berührungen. Warum? Im Stamm muss man „einander riechen“ können. Hier braucht man keinen Vertrag, Vereinbarungen entstehen durch Handschlag. Menschen des eigenen Stammes mag man umarmen, und eine aufrichtig zugewandte, körperliche Geste ist tausendmal wertvoller als alle wörtlichen Beteuerungen der Welt.
Der Stammes-Schaltkreis besteht aus: dem Schaltkreis des Schützens und dem Schaltkreis des Ego.
Der Schaltkreis des Schützens
Hier wird das Überleben des Stammes organisiert: Es wird definiert, nach welchen Gesetzen der Stamm zu leben hat, damit das Stammesleben funktioniert (Tor 50). Hier findet Fortpflanzung statt (Kanal 59/6), über Krieg und Frieden mit anderen Stämmen entschieden (Tor 6). Der Nachwuchs, aber auch die Alten und Kranken werden hier versorgt und gepflegt (Tor 27).
Der Schaltkreis des Ego
Wie füge ich mich in den Stamm ein? Wie wird die Zusammenarbeit organisiert? Was kann ich für meinen Stamm beitragen? Wie kann ich in der Hierarchie aufsteigen? wer hat das Sagen und wer hütet die Ressourcen, um sie bei Bedarf an diejenigen zu verteilen, die sie benötigen und am besten damit umgehen können? All das wird in den Toren dieses Schaltkreises geregelt. Hier finden wir natürlich auch das Tor der Loyalität (37), das für eine verschworene Stammesgemeinschaft unerlässlich ist, um gegen „den Rest der Welt“ bestehen zu können.
Der kollektive Schaltkreis
Wer denkt hier so kleinkariert nur an sich selbst? Warum schotten sich die anderen ab, als ginge sie das „große Ganze“ nichts an?
Im kollektiven Schaltkreis sind wir alle eine große Familie. Das Zauberwort hier heißt „Teilen„. Jeder trägt seinen Teil bei, denn es soll ja allen gut gehen, und nur so erlebt die Menschheit den maximalen Fortschritt. Jeder muss sich an die Gesetze halten, denn alle sind gleich.
Im Kollektiv herrscht der Sinn des Sehens vor – sehen und gesehen werden. Diese Menschen stehen oft gerne auf der Bühne und zeigen einem möglichst großen Publikum, wie die Menschheit den nächsten Fort-Schritt erreichen kann.
Doch dieser Schaltkreis teilt sich auf in zwei sehr gegensätzliche Schaltkreise: dem Schaltkreis der Logik und dem Schaltkreis des Sinnfindens.
Der Schaltkreis der Logik
Hier wird kühl gedacht und überlegt, das eine Argument gegen das andere aufgewogen. Der logische Schaltkreis hat weder Kontakt zum Herzen (Herz-Zentrum), noch zu Emotionen (Solarplexus). So mag der logische Schluss ein Gesetz sein, unter dem einige wenige zu leiden haben. Wie Mr. Spock zu sagen pflegte: „Das Wohl vieler ist wichtiger als das Wohl weniger.“
Doch hier findet das wissenschaftliche Denken statt, das zu fortschrittlichen Errungenschaften führt. Hier geht es darum, das Bestehende zu verbessern, bis es perfekt ist. So ist z.B. das Tor des Korrigierens (18) verbunden mit dem Tor der Lebensfreude (58), denn erst, wenn es perfekt ist, geht es uns allen gut.
Durch ständige Wiederholung und Feinschliff gelangt man hier zur Meisterschaft, was das Prinzip des „berühmten“ Kanals 48/16 ist; dem Kanal, Talente zu entwickeln.
Der Schaltkreis des Sinnfindens
Logik – was ist das? Hier geht es um ein Gesamtbild, das logisch überhaupt nicht zu erfassen ist. Im Sinnfinden-Schaltkreis geht es nicht um Perfektion, sondern um Erfahrungen. Der „Gegenspieler“ des Kanals 48/16 ist der Kanal 36/35, in dem einfach möglichst viele verschiedene Erfahrungen gemacht werden wollen. Auch im Tor 41 wird von den vielen Möglichkeiten an Erfahrungen geträumt, die im Tor 30 auch ausgelebt werden wollen. Emotion pur!
Hier gibt es kein „ich gebe Dir das hier, weil Du mir dies gibst“. Jeder gibt, was er kann. Wer gerade nicht kann, erhält trotzdem. So werden Schwächen in der Gesellschaft überwunden und ausgeglichen.
Statt Logik regiert hier die Erfahrung und das Muster: „Ich gebe Dir, weil ich ein Mensch bin und Du ein Mensch bist.“
Der Integrations-Schaltkreis
Man könnte die Integrationskanäle am ehesten zum individuellen Schaltkreis zählen, doch sie sind eine eigene Gruppe der Schaltkreise im Human Design.
Auch hier ist zwar das Thema „Ermächtigung“, jedoch nur für den Besitzer, nicht für andere. Oft vermutet man als Anfänger des Human Design Studiums den Egoismus erst im Ego- bzw. Willenszentrum (Herz), dann im Ego-Schaltkreis. Doch hier werden wir fündig.
Die Kanäle des Integrations-Schaltkreises haben die Aufgabe, das Überleben ihres Besitzers zu gewährleisten, indem dieser sich ganz auf seine Intuition verlässt (Tor 57), ganz bei sich selbst ist (Tor 20), authentisch nach seinem Willen handelt (Tor 10) und genau hierfür auch sakrale Energie erhält (Tor 34).
Würde eine Naturkatastrophe die Menschheit in die Knie zwingen, so wäre es zu großen Teilen an diesen Menschen, das Überleben der Menschen schon aus reinem Eigennutz zu sichern. Denke also daran, Egoismus hat seinen Sinn und Zweck. Und Egoismus kann – wie auch jedes andere Talent – im Guten wie im Schlechten angewendet werden. Seien wir also dankbar für alle Facetten, in denen sich das Leben ausdrückt.
Diese Egoisten können hilfreicher und freundlicher sein als jemand, der diese Kanäle nicht hat und sein Nicht-Selbst aus ganz anderen Quellen bezieht.
Der Integrations-Schaltkreis kennt keine Unterteilung.
Wichtig für den Human Design Studenten zu wissen, wäre noch: Schau Dir nochmal den individuellen Schaltkreis an. Der ganz äußere Kanal (57/20) gehört dem Wissens-Schaltkreis an, der ganz innere Kanal (34/10) gehört dem Zentrieren-Schaltkreis an. Die anderen 4 möglichen Kombinationen gehören dem Integrations-Schaltkreis: 57/34, 57/10, 20/10 und der MG-Kanal 34/20.
Schaltkreise und Du
Natürlich gibt es viel, viel mehr zu sagen zu den Schaltkreisen im Human Design. Dieses Thema ist unglaublich tief. Aber sie können einen ersten, grundlegenden Überblick über unser Denken und Verhalten, über unsere Wahrnehmung und Kommunikation erklären. Und warum jeder auf bestimmte Informationen ganz unterschiedlich reagiert, ohne, dass dies gleich gut oder schlecht sein muss, sondern einfach die Vielfalt unseres Seins demonstriert.
Hast Du Dich in den Schaltkreisen wiedererkannt?
Kannst Du Dich einem ganz bestimmten Schaltkreis zuordnen oder bist Du, wie die meisten auch, ein Misch-Typ? Und kannst Du dennoch bestimmte Gewichtungen oder Präferenzen an Dir feststellen?
Gibt es einen „kleinen Rebellen“ in Dir? Oder fühlst Du Dich trotz übermäßigem Drang nach Alleinsein doch zu Grüppchen hingezogen oder erkennst in Dir den Wunsch, zu etwas Großem für alle beitragen zu können?
Lernst Du am besten durch logische Erkenntnisse, durch Erfahrung oder entstehen einfach oft ungeahnte Einsichten in Dir, die Dich sprunghaft voranbringen?
Hinterlasse doch gerne ein Kommentar und finde heraus, dass sich auch andere so fühlen wie Du.
Oder lerne, wie sich Menschen fühlen, die ganz anders definiert sind.
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